05.01.2012
Der Gletschergarten: eine 20 Millionen alte Geschichte
Am nordwestlichen Ufer des Vierwaldstätter Sees, mitten in der Kulturstadt Luzern, der Hauptstadt des gleichnamigen, deutschsprachigen Kantons in der Zentralschweiz, befindet sich das prähistorische Naturdenkmal "Gletschergarten". Als Josef Wilhelm Amrein-Troller (1842–1881) bei Ausschachtarbeiten für seinen neuen Weinkeller im November 1872 auf eiszeitliche Formationen im Untergrund stieß und sie zu interpretieren verstand, beschloss er den Erhalt dieser zutage getretenen Belege erdgeschichtlicher Entwicklung. Während die Ausgrabungen bis 1876 fortgeführt wurden, öffnete er die Stätte am 1. Mai 1873 für Besichtigungen.
Der Schwerpunkt im "Gletschergarten Luzern" liegt auf den Zeit-Zeugnissen der Erdgeschichte und dem Ablauf der Evolution um Luzern herum und in der Zentralschweiz. Die Zeitreise beginnt vor 20 Millionen Jahren im Miozän (24-5 Millionen Jahre). Multimedial führt die "Jahrmillionen-Show" zurück in diese unglaublich ferne Vergangenheit, in eine subtropische Landschaft an einer Meeresküste mit Palmen sowie anderen exotischen Pflanzen und urzeitlichen Tieren. Bildgewaltig und detailgetreu zeigt dies auch eine wissenschaftlich gestützte Rekonstruktion, die eindeutig das Lieblings-Fotomotiv der auffällig vielen Besucher aus Japan und Amerika ist. Zusätzlich belegen fossile Palm- und Zimtbaumblätter, Muscheln, Fische, Wellenfurchen in Stein und 250 Abformungen von 20 urzeitlichen Meertier-Arten in einer einzigen Sandsteinplatte die Existenz dieser Welt vor der letzten Eiszeit.
Die gleiche Landschaft, aber unter einer dicken Gletscherschicht, im Glazial (Eiszeit) vor 20.000 Jahren ist direkt gegenüber zu betrachten. Fossilien, Mammutüberreste, darunter ein 3,5 Meter langer Stoßzahn, das aufrecht "agierende" Skelett eines Höhlenbären, wunderschöne Mineralien und kunstwerkliche Gegenstände der ersten, auf dem Kantonsgebiet lebenden, Menschen zur Jungsteinzeit sind Teil der "GeoWorld".
Im Originalausgrabungs-Freibereich, teils durch ein riesiges Zeltdach vor Witterungsschäden geschützt, liegen Findlinge auf durch eiszeitliche Gletscheraktivitäten abgeschliffenem Urgestein. Bis zu 9,5 Meter tiefe Gletschertöpfe zeugen von der Kraft schmelzenden Wassers. Zum Außenbereich gehört auch eine Gartenanlage mit alpiner Flora, einem Fischteich, eine Sonnenterrasse zur Entspannung mit Verzehrmöglichkeiten. Begehbare Steine, Zwerge, die es zu finden gilt und Zerrspiegel gefallen besonders den Kindern. Der Steinzeitweg führt in die Karbonzeit vor 300 Millionen Jahren. 24 Zeitsteine symbolisieren die Epochen und pro Meter erklimmt der Neuzeit-Mensch eine 3-Millionen-Zeitspanne und erreicht am Ziel, auf dem denkmalgeschützten Aussichtsturm mit dem herrlichen Blick auf Luzern und den sagenumwobenen Pilatus, die Jetztzeit.
Quelle: Redaktion