09.08.2010
Für alle Radfahrer ein Genuss: Radeln Sie auf dem berühmten Ochsenweg durch Nordfriesland
Wer es eilig hat, radelt den Ochsenweg vom dänischen Harrislee bis Hamburg in drei oder vier Tagen. Allerdings ist es ratsam, mehr Zeit einzuplanen. Denn abseits des alten Wirtschafts-, Königs- und Pilgerwegs gibt es viel zu sehen und zu entdecken - eine intensive Begegnung mit Land und Leuten.
Rund 500 Kilometer lang ist der Ochsenweg, aber an vielen Stellen ist er von modernen Straßen überbaut. Dennoch sind immer wieder Abschnitte im Originalzustand erhalten, teilweise sogar unter Denkmalschutz gestellt. Wer sich nicht darauf verlassen will, dass er alle Ausschilderungen bemerkt, sollte sich vor Reiseantritt mit einer Karte versorgen. Wie viele andere alte Straßen auch, verzweigt sich der Ochsenweg, und zwar in einen östlichen und einen westlichen Arm, die sich kurz vor dem Ziel wieder vereinigen.
Im 14. Jahrhundert begannen die Viehtriften vom Norden in den Süden. Doch nicht alle Rinder erreichten das Ziel an der Elbe. Manche Orte nutzten die Chance, um Viehmärkte abzuhalten, so Horst, Itzehoe und Bad Bramstedt. Das Ziel war erreicht, wenn man zu den fetten Elbmarschen kam, wo die Tiere sich das verlorene Gewicht wieder anfressen konnten. Nicht nur Vieh nutzte den Weg: Die dänischen Könige liessen sich darauf in den Süden ihres Herrschaftsgebietes fahren, Landsknechte marschierten ihn entlang, und für Pilger stellte er den ersten Teil des Jacobswegs nach Santiago de Compostela dar. Viehtreiber und Könige, Landsknechte und Pilger - und Räuber, die sich hier reiche Beute erhofften. Wer den Ochsenweg befährt, wird sich immer wieder Szenarien vergangener Zeiten vorstellen können.
Ausschilderungen am Ochsenweg führen den Radwanderer zum Teil auch direkt in die Vergangenheit. So etwa nach Schleswig in die Fischersiedlung auf dem Holm oder auf die andere Seite der Schlei in den Nachbau des Wikinger-Handelsplatzes Haihabu. Die Schlei verlockt dazu, den Abstecher in Richtung Mündung zu verlägern - nach Arnis, der kleinsten Stadt Deutschland, und dem beschaulichen Kappeln. Weiter nach Süden sieht man die Reste des Danewerks, der monumentalen Befestigung, deren Bau um 650 begann. Ganz und gar Natur ist dagegen der Aukrug, ein Panorama aus Wald, Weide, Heide und Mooren, mit Bächen und Auen. Wer den Ochsenweg geniessen will, sollte es nicht eilig haben.
Quelle: Redaktion